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Was die Haute Couture so teuer macht

Die Schnitte in der Haute Couture entstehen nicht am Tisch, sondern am Körper der Schneiderpuppe. Die Kleider von Couture-Kundinnen werden an Puppen geformt, die exakt deren Maße haben. Das macht die Modelle so teuer, sagt der belgische Designer Bruno Pieters. Er arbeitete in verschiedenen Haute Couture Häusern, bevor er seine eigene Couture-Linie präsentierte – und spricht aus eigener Erfahrung:

Foto oben: Pierre Balmain und Ruth Ford am 9. November 1947 (c) Karl van Vechten

»Lacroix arbeitet sehr traditionell und spielerisch. Seine Couture-Abteilung besteht aus einem Team von 50 Schneidern, die alle an der Kleiderpuppe arbeiten. Alles passiert komplett an der Puppe. Genau deswegen ist das Handwerk eines Couturiers so aufwendig und teuer. Man arbeitet meistens mit Baumwollstoff, der an der Puppe festgesteckt wird. Man legt dort fest, wo die ›Themen‹ sein sollen, dann zerlegt man den Stoff in Einzelteile. Erst auf dem Tisch entsteht der flache Schnitt aus Papier. Normale Prêt-à-Porter-Schnitte werden komplett am Tisch gemacht, das ist der Unterschied. Die Kleider bestimmter Couture-Kundinnen werden an Puppen geformt, die exakt die gleichen Maße haben. Und wenn sich die Figur einer Dame verändern sollte, wird das entsprechend korrigiert. Christian Lacroix hat eine unglaubliche Anzahl von Puppen, die alle einen Namen haben. Leider habe ich diese ›Damen‹ nie gesehen, da sie in einem Extraraum stehen, der streng verschlossen ist.

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Als ich für Ocimar Versolato arbeitete, der von der Chambre Syndicale de la Haute Couture offiziell als Couturier anerkannt wurde, war ich sehr erstaunt, dass fast nichts mehr mit der Hand genäht wurde. Selbst bei Lacroix und Dior werden Nähmaschinen eingesetzt. Manche Kollektionen haben nur noch ein handgearbeitetes Einzelstück. Früher musste alles mit der Hand genäht werden, der Stoff durfte die Haut nirgends berühren, es musste immer eine Schicht Organza zwischen Haut und Kleid liegen, ein Atelier war kein Atelier, wenn nicht mindestens 20 Schneider beschäftigt waren, eine Kollektion musste mindestens 75 Stück haben und so weiter. Diese Regeln existieren heute nicht mehr, auch wenn jemand wie Yves Saint Laurent sich noch daran orientiert. Aber heute verkaufen sich ohnehin die Hochzeitskleider am besten. Die 50 Schneider, die für ein Haus arbeiten, fertigen später vor allem Brautkostüme.«

Quelle: Ebner, C.C. (2007): Kleidung verändert. Mode im Kreislauf der Kultur. Bielefeld: Transcript Verlag. Zitiert aus: Die Zeit 4/02:45

Ergänzende Anmerkungen:

Neben der aufwändigen Schnittentwicklung und der Handarbeit sind es auch die kostbaren Materialien, die die Haute Couture so teuer machen.

Haute Couture ist ein geschützter Begriff. Wer den Titel Couturier tragen will, muss eine Reihe strenger Kriterien erfüllen. Einblick gibt der Wikipedia-Eintrag mit dem Titel Haute Couture

Die Fédération de la Haute Couture et de la Mode unterstützt die Modeschaffenden, um die Position der traditionellen Modemetropole Paris aufrecht zu erhalten.

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1 Kommentar zu „Was die Haute Couture so teuer macht“

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