Mit Blumenmustern in einer Pastiche aus Fifties und Seventies ist der Mode- und Druckdesigner Richard Quinn über Nacht zum Star geworden. Hinter seinem impulsiven Kreativkonzept steckt eine technologiebasierte lokale in-house Produktion.
In seinem Studio fühlt sich Richard Quinn wohler als vor Publikum, das merkt man ihm an. Für Epson hat er es aber doch getan, sich aufs Podium gestellt, um seinen Businessplan zu erklären und Fragen zu beantworten. Dass der britische Designer sein eigenes Label innerhalb kürzester Zeit etablieren konnte, lag nicht zuletzt an den digitalen Textildruckern von Epson.
Dieser Artikel erschein im April 2018 in Textil Zeitung
Begonnen hatte es 2017, als er mit seiner Masterkollektion am Londoner Central Saint Martins College of Art and Design, den internationalen H&M-Award gewann. Er hatte seine farbintensiven Blumendrucke an Models mit Ganzkörper-Catsuits präsentiert. Das begeisterte die Jury und generierte eine enorme Medienaufmerksamkeit. Auch seine Debutkollektion, die er zur London Fashion Week im September 2017 präsentierte, wurde ein großer Erfolg. Seine Drucke entstanden in einer Kollaboration mit dem Stoffhersteller Liberty London und er interpretierte die traditionell kleinen, pastellfarbenen Streublümchen, indem er sie vergrößerte und in intensiven Farben druckte. Im Oktober 2017 folgte der erfolgreiche Launch seiner Capsule mit H&M und die Ausstattung von Popstar Lady Gaga für ihre Welttournee. Vorläufiger Höhepunkt seiner Blitzkarriere war die Verleihung des ersten Queen Elizabeth II Award for British Design zur London Fashion Week im Februar 2018. Die Kollektion, die er dort präsentierte wird in 47 High-Fashion- und Department-Stores – on- und offline – verkauft, darunter auch Matchesfashion.
Schnell, individuell und ökonomisch
Der ungewöhnlich schnelle Erfolg des Designers basiert auf innovativen in-house Technologien, die er in Entwicklung und Fertigung nutzt. Sein Studio konnte er von den 50.000 Euro aus dem H&M-Award finanzieren. Weil er nicht von externen Druckereien abhängig sein wollte, handelte er bei Epson eine Kooperation aus. Die digitalen Textildrucker des Unternehmens kannte er schon aus seiner Studienzeit. Im Juli 2017 war es soweit: er öffnete sein eigenes Druckstudio auf einer Fläche von 300 qm in London Peckham. In der Zwischenzeit hat er die Fläche bereits verdoppelt und bedruckt nicht mehr nur die Stoffe für die eigene Kollektion, sondern stellt die Anlage und sein Wissen auch in Form von Workshops und Dienstleistungen zur Verfügung. Zu seinen Kunden zählen Modestudenten, Charles Jeffrey Loverboy, J.W. Anderson und Burberry.

Richard Quinn wendet sowohl traditionellen Siebdruck als auch digitale Drucktechniken an. Die digitale Drucktechnologie ermöglicht ihm die lokale und unmittelbare Produktion vor Ort, in der er kreativen Spielraum mit Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit verbinden kann. Er entwirft seine Dessins selbst und kann diese auf den eigenen Druckanlagen in kurzer Zeit individuell farblich variieren. Dadurch kann er den High-Fashion-Stores entgegen, die. Jeder Store bekommt sein eigenes Farbbild. Vor allem aber kann er die Vorlaufzeiten verkürzen und Druckaufträge und Nachorder sofort und metergenau umsetzen. Selbst der Druck von geringen Metragen ist möglich. Wodurch Überhänge der Vergangenheit angehören.
Das ist die Stärke des Digitaldrucks. Ich kann Dessins flexibel variieren und in genau der geforderten Menge ohne Abfall hier in meinem Studio in London herstellen.
Richard Quinn
Nachhaltig
Als Richard Quinn am 20. März 2018 am Podium des Konferenzraums im Londoner Hotel W Leicester stand, hörten ihm circa 40 Modejournalisten aus ganz Europa zu. Diese waren der Einladung von Epson gefolgt. Im Mittelpunkt stand die neueste digitale Technologie – der Thermosublimationsdruck. Dank dem Designer blieb die Präsentation nicht bloß Theorie.
Vor ihm hatte Ruth Clarke aus der Epson Kommunikation gesprochen. Sie verglich die Vorlaufzeiten und den Umwelteffekt der Massenproduktion in Fernost mit jenen geschlossener Recyclingkreisläufe bei lokaler Produktion am Beispiel eines Kleides. In der Massenproduktion schlagen sich ein Aufwand von vier bis 24 Wochen und 40.000 Flugkilometer mit einem CO2-Fußabdruck von 2,7 bis 4,4 Kilogramm nieder. Bei lokaler zirkulärer Ökonomie sind dies lediglich 200 Flugkilometer und ein CO2-Fußabdruck von 0,3 Kilogramm. Unter geschlossenen, weitgehend lokalen Produktionsabläufen versteht sie die Implementierung neuester Technologien, wie dies unter anderem bei High-Tech-Produktionsanlagen sowie 3D-Tintenstrahldruck, Maker Spaces, Home-Labs und Pop-Up-Stores der Fall ist.
Der digitale Textildruck entspricht allein schon durch die unmittelbare lokale Anwendbarkeit den Anforderungen einer an Ökonomie und Nachhaltigkeit orientierten Bekleidungsindustrie. Ruth Clarke prognostiziert einen rapiden Anstieg des Outputs. Allein bei Bekleidung werde dieser bis 2021 auf 376,4 Millionen anwachsen. Farbsublimation gelte als Schlüsseltechnologie, die bis 2021 circa 47 Prozent des digitalen Textil-Tintenstrahldruck-Marktes ausmachen werde.

Epson verpflichte sich das Potenzial neuer Produktionstechnologien im Hinblick auf deren Umwelteinfluss zu entwickeln. Sofern diese den Qualitätsanforderungen entsprechen, werde nachhaltigen Technologien der Vorzug gegeben, so Clarke. Schon Monna Lisa, der erste digitale Textildrucker, zu dem Epson 2003 mit seiner Tintenstrahltechnologie beigetragen hatte, bot einen um 75 Prozent geringeren Energieverbrauch und einen um 40 Prozent geringeren Wasserverbrauch. Ein weiterer positiver Umweltaspekt sind die geringen Flüssigkeitsabfälle. Das brachte dem Folgegerät, dem Monna Lisa Evo 2009 den Ecohitech Award des Consorzio Ecoqualit in Mailand ein.
Mit der Epson SureColor F-Serie fällt der Faktor Wasser beziehungsweise Flüssigkeit ganz weg. Der Druck basiert auf Farbpulver, das via Transferpapier und Kalander unter Einwirkung von Hitze und Druck in den Stoff eingebracht wird. Das Gerät ermöglicht die flexible und kontrollierte Umsetzung von Dessins und adressiert speziell Designer, die damit mehr kreativen Spielraum und Kontrolle über ihre Modellentwicklung erhalten. Sie können darauf den Stoff für einen Prototypen genauso bedrucken wie jenen für eine ganze Serie. Die Druckgeschwindigkeit erreicht bis zu 109 qm pro Stunde. Die Serie entspricht auch im Anschaffungspreis den Anforderungen von Designern. Ein Gerät mittlerer Größe (44 Zoll) liegt bei etwa 20.000 Euro und auch die laufenden Kosten (Tinte und Transferpapier) halten sich in Grenzen.
Experimentell
Im Anschluss an die Pressekonferenz empfing Richard Quinn die anwesenden Modejournalisten in seinem Studio in London Peckham, wo er mit seinem Team Drucke entwickelt und mit Gewebearten und Stoffen experimentiert. Auch die Realisierung kleinerer Druckserien erfolgt hier. Nur in der Endbearbeitung großvolumiger Aufträge kooperiert Quinn mit in London ansässigen Betrieben. Im Studio nutzt er unter anderem die Geräte der Epson SureColor F- und S-Serie, welche die für seine Entwürfe typischen lebendigen Farben und das tiefe Schwarz produzieren. Limitiert sind die Drucker lediglich in der Materialtauglichkeit. Der SureColor F2100 z.B. eignet sich nur für Naturfaserstoffe in Mischungen oder solche auf die zuvor eine Kunststofffolie aufgebracht wurde. Richard Quinn verwendet hauptsächlich Mischungen von 60 Prozent Polyester und 40 Prozent Viskose sowie reines Polyester – das auch die notwendigen Voraussetzungen für seine Plissees liefert. Seine bevorzugten Materialien sind Duchesse, Singlejersey und Veloursamt.
Der technologie-affine Designer liebt das Experiment. Zuletzt hat er Silberfolie mit Knautscheffekt bedruckt und Hose und Mantel daraus genäht. Selbst die – passend zu den Kleidern – mit bedruckter Folie überzogenen Motorradhelme, die er zur London Fashion Week im Februar 2018 präsentierte, sind auf dem Thermosublimationsdrucker entstanden. Zuletzt expandierte Quinn in textiles Interieur um seine ikonischen Drucke und Farbskalen für Boden- und Wandbeläge sowie Möbelstoffe verfügbar zu machen.
Hauptstadt des Stoffdrucks
Stoffdruck ist typisch für die Londoner Modeszene. Auch House of Hackney und der in London lebende österreichische Designer Peter Pilotto arbeiten mit exklusiven Stoffdrucken. Richard Quinn vermutet, dass dies am Bildungssystem liegt. Wie er im persönlichen Gespräch erzählt, können Modestudenten an den Londoner Universitäten nicht nur zwischen Damen- und Herrenmodedesign wählen, sondern auch zwischen Techniken der Stoffherstellung. Er selbst hat seinen Bachelor in Textildruck und seinen Master in Modedesign absolviert. Seine Kollaboration mit Epson erinnert an die Arts & Crafts-Bewegung im England der Jahrhundertwende, in die auch die Drucke von Liberty London zurückdatieren. Damals suchten Künstler und Designer die Zusammenarbeit mit Handwerksbetrieben, um das Handwerk auf ein neues Niveau zu bringen. Hundert Jahre später sind es Kreative, die die Zusammenarbeit mit Technologieunternehmen suchen, um neue Fertigungstechnologien zu erlangen.
Über Epson
Das Unternehmen ist in Druck, Projektion und Robotik tätig. Im Fokus der Entwicklungsarbeit stehen die eigenen Kerntechnologien und Entwicklungen in den Bereichen Tintenstrahltechnologie, visuelle Kommunikation, Wearables und Robotertechnik. Die Anfänge der Epson Digitaltextildruck-Technologie datieren in das Jahr 1998 zurück, als das japanische Unternehmen in einer Kollaboration mit Robustelli s.r.l., die Entwicklungsarbeiten für Monna Lisa aufnahm. Etwa zeitgleich entstand in Kollaboration mit der ebenfalls italienischen For-Tex s.r.l.t. eine spezielle Tinte für den Textildruck. In Kombination ermöglichten Drucker und Tinte stimmige Farbabstufungen und die für den Digitalprint typischen Farbreproduktionen sowie den Einsatz auf verschiedensten Stoffen. Mittlerweile hat Epson beide Unternehmen erworben, um alle Komponenten für den digitalen Textildruck selbst herstellen zu können. Monna Lisa ist nach wie vor im Portfolio und stellt die Industrielösung dar.
Hildegard Suntinger
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