Rosa Mosa, Schuhdesign,

Rosa Mosa: Verborgene Schönheit

Simone Springer und Yuji Mizobuchi sind die Gründer des österreichischen Labels Rosa Mosa. Sie sind auf das Design von Schuhen und Accessoires spezialisiert und arbeiten mit regionalen Handwerkern zusammen, um folkloristische Techniken in einen neuen Kontext zu setzen. So haben sie zum Beispiel die traditionelle Blaudrucktechnik weiterentwickelt und auf Leder realisiert, um Dinge wie Schuhe und Portemonnaies daraus zu fertigen.

Foto oben: Simone Springer und Yuji Mizobuchi, Gründer des labels Rosa Mosa (c) Udo Titz

Simone Springer’s Großvater war Schuhmacher. Als Kind hat sie ihm oft bei der Arbeit zugeschaut. Er starb als sie 14 war und sie ging als junge Frau nach Wien um Bildhauerin zu werden. Aber die Faszination für die Verwendung des Schuhmacherwerkzeugs hat sie nie losgelassen. Nach Abschluss des Studiums an der Akademie der Bildenden Künste in Wien beschloss sie, das Handwerk zu lernen. In der Klasse für Schuh- und Accessoire-Design am traditionellen Cordwainers College in London lernte sie ihren späteren Ehemann Yuji Mizobuchi kennen. Er hatte zuvor in Kyoto Buddhistische Philosophie studiert.

2001 übersiedelte das Paar nach Hallein, um hier ihr eigenes Label aufzubauen. Es sollte nur temporär sein und Hallein das Sprungbrett zurück nach London. Aber es dauerte alles viel länger, als sie gedacht hatten und deshalb übersiedelten sie nach drei Jahren nach Wien. Heute, neun Jahre später, haben sie Büro und Werkstatt für Prototypenfertigung in einem Gewerbehof in Wien Mariahilf, wo sie mittlerweile zu dritt und – in Spitzenzeiten – zu viert arbeiten. 

Rosa Mosa, Blaudruck, Schuhdesign, Portemonnaie
Portemonnaie aus Leder in Blaudruck-Technik (c) Rosa Mosa

Traditionelle Techniken im zeitgenössischen Kontext 

Wenn sich Simone Springer und Yuji Mizobuchi mit einer folkloristischen Handwerkstechnik auseinandersetzen, dann interessiert sie weniger der regionale Kontext als der kosmopolitische Aspekt. Z.B. wird Blaudruck nicht nur in Österreich, sondern auch in anderen Ländern verwendet. Für eine zeitgenössische Umsetzung der Technik werde »die Essenz aus der Handwerkstechnik herausgesaugt« so Springer. An dem Farbstoff Indigo, der im Blaudruck verwendet wird, mögen die Designer den Arbeitskleidungshintergrund. Besonders spannend am Designprozess finden sie die Arbeit mit dem Material. Deshalb gehen sie nicht – wie in der Industrie üblich – von der Zeichnung, sondern vom Material aus. Das bringe mehr gestalterische Freiheit, sagt Springer.

Manchmal ist auch viel Recherche notwendig, um das geeignete Material  zu finden. So war z.B. die Suche nach einer für Indigo Blaudruck geeigneten Lederart langwierig. Aber Geschwindigkeit scheint im Konzept Rosa Mosa kein relevanter Wert zu sein – dauert doch allein die Färbung des Indigoleders insgesamt einen Monat. Reizvoll an der manuellen Herstellung auf hölzernen Druckstöcken sind die ungenauen Rapportabstände. Eine Ungenauigkeit, die Mustern wie Punkt und Streif die Strenge nimmt und die handwerkliche Herstellung deutlich macht. 

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In Kooperation mit dem Blaudrucker Koo haben Rosa Mosa Blaudruck auf Leder umgesetzt (c) Rosa Mosa

The product is warm

Die Kollektion wurde von Anfang an in Paris präsentiert, wo neue Labels i.d.R. eine Einstiegshürde meistern müssen. D.h. sie werden erst einige Saisonen von interessierten Händlern beobachtet und erhalten erst dann eine Order, wenn sie die gewünschte Kontinuität zeigen. Großes Interesse kam von japanischen Händlern. Ein Erfolg, den Simone Springer auf den hohen Handarbeitsanteil ihrer Produkte zurückführt. Die japanischen Einkäufer würden das auch ansprechen. Ein oft gehörter Satz sei: »The product is warm.« Anders als in Österreich, sei der Handwerker in Japan ein Künstler, so die Designerin.

Weil Yuji Mizobuchi aus Japan kommt, die Sprache spricht und die Geschäftsgepflogenheiten kennt, sei es trotz Newcomer-Status möglich gewesen, rasch eine Vertrauensebene herzustellen, so Springer. Dass schon sehr früh Bestellungen von renommierten Händlern kamen, habe den Start zusätzlich erleichtert. Heute findet sich ein Drittel der vertreibenden Shops in Japan.

Design in einer Zeit der Überproduktion

Das Designduo sieht sich nicht als Teil des Wettbewerbs. Durch die Auftragsproduktion entstehen keine Überhänge und das individualistische Produkt stehe auch nicht gleich in Preiskonkurrenz. Wesentlich sei, so Simone Springer, dass ihre Vertriebspartner das Produkt verstehen und dass diese Information auch beim Endverbraucher ankommt. Das sei umso wichtiger, als der Designmoment der Produkte nicht so offensichtlich sei. Zitat: »Wenn da ein blauer Schuh steht, weiß man nicht sofort, was sein Design ausmacht, wie das etwa bei einem Krokodil-Lederschuh der Fall ist.«

Um ihre Arbeit kontinuierlicher zu gestalten und das Unternehmen auf eine zweite Säule zu stellen, hat das Designduo in der Kollektion 2014 mit der Produktion von Accessoires begonnen: Gürtel, Korbtaschen, Shopper, I-Pad- und Notebook-Hüllen. Dahinter steckt die Überlegung, dass Accessoires zeitloser sind und weder Saison noch Größen haben. Darüberhinaus sind sie schneller herzustellen, weil das Material – in Form von Verschnitt – schon vorhanden ist. Die Accessoires können als Ergänzung zu Schuhen gesehen werden, aber auch unabhängig davon. Springer: »Wir möchten unsere Produkte nicht mehr nur über reine Modeläden vertreiben, sondern auch über Concept Stores. Deshalb möchten wir in Richtung Produktdesign gehen und uns irgendwo zwischen Mode und Produktdesign positionieren. Für einen Museums-Shop ist es irrelevant, ob ein Portemonnaie aus der Sommer- oder Winterkollektion ist. Und in Zeiten wie diesen haben auch wir Sehnsucht nach Soliderem …« 

Hildegard Suntinger

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